Rückenprobleme – Maschinen oder Hanteln?
Selten wird ein Thema so kontrovers diskutiert wie dieses. In Fitnessanlagen zeichnet sich eine klare Tendenz ab: Wer leistungsorientiert trainiert, greift eher zu Hanteln, wer dagegen gesundheitsorientiert trainiert oder Beschwerden hat, nutzt eher das Gerätetraining.
Aber woher kommt diese Einteilung? Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Im Gegensatz zu geführten Bewegungen durch die Trainingsmaschinen fehlt im Hanteltraining diese Unterstützung. Folglich sind Hantelübungen – zumindest was die Bewegungsabläufe angeht – meist anspruchsvoller.
Damit ist das Risiko einer fehlerhaften Bewegungsausführung jedoch gerade bei Fitness Einsteigern höher. Zudem ermöglichen diverse Einstellungsmöglichkeiten der Trainingsmaschinen dem Fitnesskunden eine optimale Anpassung der Geräte an seine individuellen Gegebenheiten. Ergonomisch geformte Lehnen, Sitz- und Rückenpolster sorgen gerade bei Rückenbeschwerden für eine reduzierte Belastung.
Warum also Hanteltraining? Wie immer gibt es hier auch zwei Seiten einer Medaille. Auf der einen Seite bieten Lehne und Co. dem Rücken ausreichend Halt. Auf der anderen Seite nehmen sie aber der Rückenmuskulatur die Möglichkeit, die Wirbelsäule aktiv zu stabilisieren.
Die Bewegungsvorgabe der Geräte verringert das Risiko einer fehlerhaften Ausübung – gleichzeitig wird aber häufig das wichtige Zusammenspiel von Rumpf und Extremitäten unterbunden. Seit einigen Jahren zeichnet sich ein Trend in Fitnessanlagen ab: funktionelles Training. Hier wird besonders Wert auf das Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln gelegt. Übungen werden meist mit dem eigenen Körpergewicht oder Zusatzlasten ausgeführt. Der Rumpf gilt als zentrale Mitte und sorgt für Stabilität. Funktionelles Training bedeutet hier ein auf die Sportart bezogenes zielgerichtetes Training. Die Übung soll der schlussendlichen Sportbewegung so nah wie möglich kommen.
Die Bewegungsvorgabe der Geräte verringert das Risiko einer fehlerhaften Ausübung.
Überträgt man das auf das Training für die Rückenmuskulatur, gilt auch hier: die Trainingsübung soll der Alltagsbewegung so nah wie möglich kommen. Mit der richtigen Systematik trägt das Training zur Vereinfachung von Alltagsbewegungen bei. Hierbei gilt es aber, auf folgende Punkte zu achten:
Technik, Technik, Technik
Dies gilt sowohl für den Einsteiger als auch für den Profi. Man soll sich auf die richtige Bewegungsausführung konzentrieren können. Primäres Augenmerk liegt auf der zu trainierenden Muskulatur, sekundäres auf den benachbarten Muskelgruppen und Gelenken. Eine langsame Bewegungsgeschwindigkeit erhöht die muskuläre Beanspruchung und reduziert Bewegungsfehler.
Zuallererst Rumpf Aktivierung
Eine ausreichende Rumpf Aktivierung ist bei allen Übungen unerlässlich. Dazu sollte der Oberkörper aufgerichtet, die Bauchdecke angespannt sein. Es ist wichtig, dass man trotz der Spannung gleichmäßig weiter atmet. Man kann durch Klopfen auf die Bauchdecke prüfen, ob sie hart und angespannt ist. Eine gute Übung zur Aufrichtung der Wirbelsäule ist, an einer Wand zu stehen und den unteren Rücken dagegen zu pressen.
Verbesserung der Beweglichkeit
Oft hindert eine unzureichende Beweglichkeit in Hüft- und Kniegelenken die exakte Bewegungsausführung. Deshalb sollte man die jeweiligen Muskeln zu Beginn jedes Trainings mehrmals für ca. 20-30 Sekunden dehnen. Das macht eine gute Vorbereitung auf das eigentliche Kräftigungsprogramm aus.
Übungen gegen Rückenbeschwerden
Kniebeuge Vorübung
Für diese Übung ist eine ausreichend hohe Sitzgelegenheit, wie z.B. eine höhenverstellbare Hantelbank, notwendig. Der Übende nimmt eine leichte Oberkörpervorlage ein. Die Füße haben festen Bodenkontakt und stehen ungefähr schulterbreit auseinander. Der Rumpf ist angespannt und die Atmung ist weiterhin gleichmäßig.
Als nächstes wird der Schwerpunkt langsam von dem Sitz auf die Füße verlagert. Der Oberkörper bleibt aufrecht. Der Schwerpunkt wird soweit verlagert, bis das Gesäß nur noch leicht die Sitzfläche berührt.
Genau jetzt werden die Fersen belastet und man steht in Zeitlupe auf. Die Bewegungsabläufe können ohne zusätzlichen Widerstand geübt werden. Jetzt kann die Sitzfläche tiefer eingestellt werden. Erst danach soll die Belastungsintensität durch Zusatzgewichte gesteigert werden.
Leichtes Kreuzheben mit Kurzhantel
Durch leicht verändertes Kreuzheben können bereits vorhandene Rückenbeschwerden reduziert und neue verhindert werden. Im Gegensatz zum klassischen Kreuzheben wird der Rücken nicht so stark belastet.
Zwei Kurzhanteln werden auf eine Ablage auf jeder Seite, z.B. eine Hantelbank, gelegt.
Stelle Dich zwischen die Bänke und fasse die Kurzhanteln. Richte nun Deinen Oberkörper auf.
Je mehr die Knie gestreckt sind und der Rumpf dadurch aufrecht steht, umso weniger Belastung erfährt der Rücken. Mit zunehmender Trainingserfahrung kannst Du die Höhe der Ablage verringern und irgendwann die Hanteln vom Boden heben.
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